Stummfilm als packendes Erlebnis: 34. Internationale Stummfilmtage – Bonner Sommerkino erneut großer Publikumserfolg

Arkadenhof während der Internationalen Stummfilmtage_Foto: Salah Nassan, Bonn 2016
Arkadenhof während der Internationalen Stummfilmtage_Foto: Salah Nassan, Bonn 2016

Bonn, 27. August 2018. Mit dem visionären Film DIE STADT OHNE JUDEN (1924) nach Hugo Bettauers gleichnamigem Roman gingen gestern Abend die 34. Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino zu Ende. Erschreckend aktuell wirkten die Plattitüden der Hetzer in den Zwischentiteln, die sich kaum von den Kampagnen heutiger Rechtspopulisten unterschieden. Das Publikum im Arkadenhof zeigte sich nicht nur vom Szenario des Films, das schon 15 Jahre später bittere Realität wurde, tief bewegt, sondern auch von der flammenden Eingangsrede Nikolaus Wostrys, Leiter des Filmarchivs Austria und Restaurator des Films, der sich für ein Zusammenleben ohne Rassismus und Diskriminierung aussprach. So endete das Festival mit tosendem Applaus, der erst nach Minuten endgültig abebbte.

Insgesamt besuchten in den vergangenen elf Tagen mehr als 25.000 Zuschauer die 34. Internationalen Stummfilmtage. An manchen Abenden war der Andrang so groß, dass einige hundert Besucher auf einen Nacheinlass zum jeweils zweiten Film warteten oder gar nicht mehr in den Arkadenhof gelassen werden konnten.

Zu den Höhepunkten des größten deutschen Stummfilmfestivals zählte zum Beispiel der belgische Film DIE SCHWALBE UND DIE MEISE mit der atmosphärisch dichten, zauberhaften Begleitung durch die Harfenistin Elizabeth-Jane Baldry und den Multi-Instrumentalisten Stephen Horne, der auch für den aufwühlenden russischen Film DER MANN, DER DAS GEDÄCHTNIS VERLOR ganze Klangwelten erschuf. Sogar für eingefleischte Kenner sehr eindrücklich war die Vorführung des tschechischen Kurzfilms SPAZIERGANG INS BLAUE: Auf Wunsch des Regisseurs Alexander Hackenschmied wurde der achtminütige Film ohne Musik, ganz stumm, gezeigt – acht Minuten, in denen man im Arkadenhof eine Stecknadel hätte fallen hören können. Und wer es eher pompös liebt, kam bei dem gigantischen Werk BEN HUR besonders auf seine Kosten, das mit technischer Brillanz aufwartete und von dem Percussionisten Frank Bockius und Günter Buchwald am Flügel und auf der Violine fulminant begleitet wurde.
Ein weiteres Mal bestätigten die große Resonanz auf die unterschiedlichen Werke und ästhetischen Handschriften der Filmemacher wie auch die Euphorie, die das Publikum den vielseitigen und virtuosen Kompositionen und Improvisation der Musiker entgegenbrachte, das anhaltende Interesse am Bonner Sommerkino.

Wie der Kurator der Stummfilmtage, Stefan Drößler, am Samstagabend bereits andeutete, als er gemeinsam mit Magnus Rosborn vom Svenska Filminstitutet Stockholm den Film DIE WALLFAHRT NACH KEVELAER vorstellte, ist die Programmarbeit für die nächste Ausgabe der Stummfilmtage bereits im Gange. „Es gibt nach wie vor zahlreiche Werke aus der Frühzeit des Kinos neu zu entdecken und zu restaurieren. Wir sind jetzt schon gespannt auf die Schätze, die unsere Kollegen in den Archiven in der ganzen Welt gerade heben und die wir dem Publikum im nächsten August beim 35. Bonner Sommerkino zeigen können,“ erklärt Festivalleiterin Sigrid Limprecht.

Die 34. Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino wurden veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. in Kooperation mit dem Filmmuseum München, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dem AStA Bonn, der Bonner Kinemathek und dem LVR-LandesMuseum Bonn, und unterstützt von der Bundesstadt Bonn, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Film- und Medienstiftung NRW und der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien (BKM).