Lebende Bilder

Lebende Bilder_Foto: Foerderverein Filmkultur Bonn e.V.
Lebende Bilder_Foto: Foerderverein Filmkultur Bonn e.V.

Kurzfilmprogramm mit einer Einführung von Valentine Robert (Université de Lausanne)

Länge / Running time: 90 min
Musik: Stephen Horne (piano) & Elizabeth-Jane Baldry (harp)

Seit seinen Anfängen greift das Kino bei der Darstellung von historischen Ereignissen oder Schlüsselszenen aus literarischen Werken gerne auf berühmte Gemälde zurück. Aber nicht nur bei Kostümfilmen war dies der Fall, sondern die Nachstellung klassischer Gemälde oder Skulpturen wurde auch dazu genutzt, um das Filmen von nackten Personen als „Kunst“ zu rechtfertigen. Das Programm stellt Filme der Jahre 1897 bis 1913 aus verschiedenen Ländern den entsprechenden Gemälden gegenüber. / From the beginning, cinema has frequently relied on famous paintings for the depiction of historical events or key scenes from literary works. By restaging classic paintings or sculptures, early filmmakers could also justify filming nudes on artistic grounds. This program presents a selection of films produced in different countries between 1897 and 1913 and compares them with the corresponding paintings.

 

Bei Pathé in Paris ebenso wie bei Mutoscope und Biograph in Amerika war die Genremalerei die Haupt­inspi­rationsquelle früher Filme über kleine Gaunereien, pittoreskes Alltagsleben oder Kinderszenen. Die Darstellung der „großen Geschichte“ im frühen Kino war allerdings nicht weniger bildhaft: der Tod von Nelson oder von Marat, Schlachtszenen aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, Prozesse der Französischen Revolution. Unser Programm konzentriert sich nicht allein auf Kostümfilme – ein wichtiger Teil ist Filmen mit Nackt­heit gewidmet. Das Nachstellen eines Gemäldes der Venus, der griechischen Hetäre Phryne oder anderer mythologischer/künstle­rischer Sujets lieferte die perfekte Rechtfertigung für das Zurschaustellen nackter Modelle – das erste Alibi des erotischen Films. Überraschenderweise war es auch der Verbündete des religiösen Films. Die bildhafte filmische Verkörperung von Leben und Leiden Jesu war ein „Hit“ des frühen Kinos.

Valentine Robert, Le Giornate del Cinema Muto, 2017

On both sides of the Atlantic, at Pathé as well as American Mutoscope & Biograph, early films staging petty crime, picturesque everyday life, or mischievous children were using genre painting as a major source of visual inspiration. But early cinema’s depiction of “great history” were no less pictorial: the deaths of Nelson or Marat, American Revolution battle scenes, Franco-Prussian War episodes, French Revolution Trials. However, our program doesn’t focus on costume films alone – an important part is devoted to films featuring nudity. Recreating a painting of Venus, the Ancient Greek courtesan Phryne, or other mythological/artistic subjects offered the perfect justification for the exhibition of naked models, the first alibi of erotic cinema. Through an association that may seem surprising, it was also the ally of religious cinema. The pictorial treatment of the cinematic embodiments of the Life and Passion of Jesus made it a “hit” of early cinema.

Valentine Robert, Le Giornate del Cinema Muto, 2017