Bonn, 17. August 2015. Die Bilanz der gestern Abend zu Ende gegangenen 31. Internationalen Stummflmtage – Bonner Sommerkino ist in vieler Hinsicht positiv. Die Stummfilmschätze, die das Festival unter der Leitung von Sigrid Limprecht und Stefan Drößler in diesem Jahr gezeigt hat, sind wieder auf große Resonanz gestoßen. Insgesamt 24.000 Zuschauer besuchten an den elf Abenden die Filmvorführungen im Arkadenhof der Universität Bonn und die Nachmittags-Veranstaltungen des Rahmenprogramms im LVR-LandesMuseum Bonn.
Ebenso erfreulich wie das konstante Interesse der Zuschauer an den unterschiedlichsten Filmen und live-musikalischen Begleitungen ist aus der Sicht der Veranstalter vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. die große Heterogenität des Publikums. Das Konzept der Internationalen Stummfilmtage, anspruchsvolle Kultur breitenwirksam zu präsentieren, hat sich somit ein weiteres Mal eingelöst.
Dabei umfasste das Programm zahlreiche Themen vom Krieg bis zur Kolonialgeschichte, die die Besucher nachhaltig zur Diskussion anregten. In der zweiten Hälfte des Festivals wurden besonders die beeindruckenden Frauenfiguren in vielen Filmen kontrovers besprochen – seien es die leidende chinesische Mutter, die unterschiedlich emanzipierten schwedischen Junggesellinnen oder die junge Amerikanerin, die eher auf die Theaterbühne als in den Hafen der Ehe strebte.
Die Geschicke junger Frauen, vierer Schwestern nämlich, verfolgte auch der tschechische Film MAIMÄRCHEN, den eine eigenwillige Erzählweise und die kontrastreiche Darstellung des Lebens und der Liebe auf dem Land und in der Großstadt charakterisierten. Die ungewöhnliche Begleitung des Trios Neuvěřitelno, die trotz des Einsatzes zahlreicher Instrumente und der Stimmen der Musiker auf Reduktion und Konzentration setzte, spiegelte und verdichtete die romantisch-melancholischen Bilder des Films in kongenialer Weise.
Im Gegensatz dazu entfaltete das ukrainische Kammerspiel ZWEI TAGE beklemmend und ungeschönt die Schrecken des russischen Bürgerkriegs. Wie eine Parabel machte der Film am Beispiel eines Vaters und seines Sohns spürbar, wie in kriegerischen Auseinandersetzungen sowohl die Verteidiger eines politischen Systems als auch die Revolutionäre Gewalt ausüben und Zerstörung anrichten.
„Wenn 1.500 Zuschauer im Arkadenhof so konzentriert das Geschehen auf der Leinwand verfolgen, dass eine umfallende Flasche in dieser Atmosphäre wie ein Donnerschlag klingt, kann es um die Pflege des Filmerbes nicht so schlecht bestellt sein,“ resümiert Festivalleiterin Sigrid Limprecht.
Die 31. Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino wurden veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. in Kooperation mit dem Filmmuseum München, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dem AStA-Bonn, der Bonner Kinemathek und dem LVR-LandesMuseum Bonn, mit Unterstützung der Bundesstadt Bonn, der Film- und Medienstiftung NRW und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.