Filmclub im Kino in der Brotfabrik: Innovatives Erzählen II

Der Förderverein Filmkultur Bonn präsentiert: Filmclub im Kino in der Brotfabrik

Die Filmreihe „Filmclub im Kino in der Brotfabrik“ geht weiter, im zweiten Halbjahr 2015 immer am zweiten Dienstag des Monats. Sie ermöglicht Entdeckungen fabelhafter, weiterhin aktueller Werke der Filmgeschichte oder die Wiederbegegnung mit ihnen. Wie im ersten Halbjahr gibt es jedes Mal eine Einführung (eigentlich sogar zwei, mit den Schwerpunkten Filmgeschichte/Ästhetik und technische Aspekte/Material) und die Möglichkeit zum Filmgespräch. Alle Filme werden in den – inzwischen nur noch sehr selten zu sehenden – traditionellen Kinoformaten des 35 mm- und 16 mm-Films gezeigt. Kurz: Ebenso für Filmkenner wie für alle Neugierigen (von 16 bis 99 Jahren), die über den Tellerrand des aktuellen Kino- und TV-Angebots hinausschauen wollen, ermöglicht die Reihe lebendige, anregende Kinoerfahrungen.

Innovatives Erzählen II

Das Kino hat in den 120 Jahren, die es nun existiert, von der Einführung des Farb- und Tonfilms über Cinemascope und 3D bis zur Digitalisierung, mehr technische Innovatio­nen erlebt als die meisten anderen Medien. Das heißt aber natürlich nicht, dass auch sein Erzählen selbst, also Stoffwahl, Plots trukturen, Figurenzeichnung usw., sich in gleichem Ausmaß erneuert hätte. Im Gegenteil: Technisch revolutionäres Effekt-Kino entpuppt sich auf der Ebene der Handlung und Erzählweise gar nicht selten als konventionell und langweilig.

Die Ausflüge des Filmclubs in die Geschichte eines Kinos, das auf neue Art erzählt, das filmische Mittel innovativ einsetzt, konventionelle Handlungslogik aufhebt oder mit Handlungsmustern ex­perimentiert, erreichen im zweiten Halbjahr 2015 eine besonders spannende Phase. Der erste Teil der Reihe hatte den Bogen von den Filmexperimenten der künstlerischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu den Erneuerungsbewegungen der 1960er Jahre gespannt. Die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, um die es in den kommenden Monaten geht, sind die große Zeit des Autorenfilms. Filmregisseure können sich nun als kreative Schöpfer mit einer eigenen ästhetischen „Handschrift“ etablieren. Unter den vielen Mitwirkenden jedes Filmdrehs behaupten sich diese Regisseure als die eigentlichen „Autoren“, die unabhängige künstlerische Visionen entwickeln, die den Werken der Literatur und bildenden Kunst in nichts nachstehen. Erzählerische Innovationen wurden zum Markenzeichen vieler dieser Filmautoren. Das spätere Abflachen des Autorenfilms bedeutet nicht das Ende innovativer Filmerzählungen. Erzählexperimente gibt es, gerade in den Jahren um die Jahrtausendwende, auch in eher dem Mainstream zuzurechnenden Filmen. Die Geschichte des innovativen Erzählens geht weiter …

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