Filmclub – Die neue Filmreihe: Die wilden 1960er

Abschied von gestern (A. Kluge, 1966)
Abschied von gestern (A. Kluge, 1966)

Sind die „wilden“ 1960er Jahre wirklich schon ein halbes Jahrhundert alt? Der Aufbruchsgeist dieser Zeit wird für jeden unmittelbar erlebbar, der Filme der 1960er Jahre sieht. Viele der Ideen und Ideale, die damals neu waren und erst gegen eine konservative Nachkriegsgesellschaft durchgesetzt werden mussten, gelten immer noch. Zugleich sind die 1960er Jahre die Zeit des Kalten Krieges und des Mauerbaus. Die deutsche Teilung war eine schmerzliche Realität, aber auch Anstoß zur Auseinandersetzung mit dem eigenen System. Die 1960er Jahre sind damit heute, bei aller zeitlichen Distanz, keine ferne Vergangenheit, sondern in vielen Hinsichten der Beginn unserer Gegenwart und eine Zeit, von der weiterhin Impulse ausgehen können.

Auch in der Filmgeschichte haben die 1960er Jahre einen besonderen Stellenwert: Weltweit fanden damals Erneuerungsbewegungen statt. In Westdeutschland ist es die Zeit des Oberhausener Manifests und des Neuen Deutschen Films, die „Papas Kino“ den Kampf ansagten und die vielleicht aufregendste, jedenfalls innovativste Phase der deutschen Filmgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg einleiteten. Und auch in der DDR sind es Jahre, in denen – immer von Zensur und Aufführungsverboten bedroht – ein frischer, neuer und kritischer Film sich zu etablieren versuchte.

Die Filmreihe „Die wilden 1960er“ geht nach einem vergnüglichen Blick auf „Papas Kino“ mitten hinein in diese Aufbruchszeit mit Filmen, die das neue Lebensgefühl einer jungen Generation zeigen, die einen kritischen Blick auf die west- ebenso wie die ostdeutsche Nachkriegsgesellschaft werfen und die damals noch frische deutsche Teilung thematisieren. Auch ästhetisch ist ein Aufbruch zu spüren: Es wird mit Erzählweisen experimentiert, mit Kamera und Schnitt. Manche dieser Filme mögen mit ihrem ästhetisch-politischen Anspruch heutigen Sehgewohnheiten widersprechen – ihre Aussagen aber haben nichts an Aktualität eingebüßt. Meilensteine der Filmgeschichte werden ergänzt durch Zeittypisches, Werbefilme, Wochenschauen, so dass ein lebendiges Porträt einer Zeit entsteht, der man förmlich dabei zusehen kann, wie sich aus dem Gestern ein Heute schält, das uns immer noch betrifft, ja provoziert

Die Termine:
Montag, 15.2. 19.00 Uhr          Das Spukschloß im Spessart (BRD 1960) Regie: Kurt Hoffmann

Montag, 21.3. 20.30 Uhr          Kurzfilmprogramm

Montag, 18.4. 20.30 Uhr          Professor Mamlock (DDR 1961) Regie: Konrad Wolf

Montag, 16.5. 20.30 Uhr          Das Brot der frühen Jahre (BRD 1962) Regie: Herbert Vesely

Montag, 20.6. 20.30 Uhr           Karla (DDR 1966/1990) Regie: Herrmann Zschoche

Montag, 18.7. 20.30 Uhr          Abschied von gestern (BRD 1966) Regie: Alexander Kluge

Der Flyer zum Herunterladen.