Das Rahmenprogramm der 35. Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino beleuchtet Pionierleistungen aus der Kino-Frühzeit
Ab dem 15. August veranstaltet der Förderverein Filmkultur Bonn e.V. die 35. Ausgabe der Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino. Im Arkadenhof der Universität Bonn sind dann elf Abende lang herausragende Produktionen aus der Frühzeit des Kinos mit live-musikalischer Begleitung zu erleben. Charakteristisch für das größte deutsche Stummfilmfestival ist dabei, dass die von Stefan Drößler kuratierte Auswahl neben Klassikern und Meisterwerken auch selten aufgeführte und frisch rekonstruierte Filme versammelt.
Seit jeher wird das abendliche Programm von Vorträgen und Filmvorführungen flankiert, die an den beiden Sonntagnachmittagen stattfinden und praxisnahe wie exklusive Einblicke in Filmgeschichte und -erbe bieten. So gewinnt das interessierte Publikum über die Projektionen auf großer Leinwand hinaus plastische Eindrücke in die Arbeit der Filmarchive und Kinematheken in der ganzen Welt und lernt besonders bemerkenswerte Werke und Künstler*innen kennen.
Am Sonntag, dem 18. August, widmet das Rahmenprogramm sich dem Leben und Schaffen der Filmpionierin Alice Guy-Blaché. Um 15 Uhr ist die Regisseurin Katja Raganelli zu Gast, die 1980 bei der Recherche für ihren Film UNSICHTBARE FRAUEN Fotomaterial zu Alice Guy entdeckte und später deren Tochter Simone Blaché interviewte. Raganelli stellt ihre HOMMAGE AN DIE ERSTE FILMEMACHERIN DER WELT vor, die dokumentarische Aufnahmen, Interviews, Filmausschnitte und nachgestellte Spielszenen mit Eva Mattes und Angela Huber als Alice Guy verbindet.
Um 17 Uhr ist eine Auswahl der unzähligen Filme zu sehen, die Alice Guy-Blaché in den 1910er Jahren drehte. Diese setzen sich mit sozialen Problemen auseinander und zeigen weibliche Protagonistinnen: TWO LITTLE RANGERS beispielsweise ist ein Western, in dem zwei junge Mädchen einen Verbrecher zur Strecke bringen; in MATRIMONY’S SPEED LIMIT erzwingt eine Frau mittels einer List eine sofortige Heirat.
Am letzten Festivaltag – Sonntag, den 25. August, gibt ein Vortrag mit Filmbeispielen von Prof. Dr Ulrich Rüdel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin um 15 Uhr Einblicke in DIE ANFÄNGE VON TECHNICOLOR. Nachdem die auf Schwarzweißmaterial hergestellten Stummfilme oft handkoloriert oder szenenweise chemisch eingefärbt wurden, unternahm man ab den 1920er Jahren erste Versuche mit einem von Technicolor entwickelten Zweifarbsystem.
Anschließend, um 17 Uhr, geht es um das Bauhaus: Obwohl dort die finanziellen Mittel für eigene Filmproduktionen fehlten und Lászlo Moholy-Nagy vergeblich die Einrichtung einer Filmwerkstatt forderte, entstanden Mitte der 1920er Jahre in Absprache mit Ise und Walter Gropius zwei Filme. Sie stellen die Bauhaus-Bauten, Wohnungen und Einrichtungsgegenstände vor und sind in Fragmenten erhalten. Die Kunsthistorikerin und Filmemacherin Martina Müller führt die Filme ein.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen des Rahmenprogramms, die in diesem Jahr im Kulturzentrum Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn stattfinden, kostet jeweils 7 €, ermäßigt 5 €. Sie sind über den Kooperationspartner des Fördervereins Filmkultur Bonn e.V., die Bonner Kinemathek, unter 0228 / 47 84 89 oder auf www.bonnerkinemathek.de erhältlich.
Die 35. Internationalen Stummfilmtage – Bonner Sommerkino werden veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. in Kooperation mit dem Filmmuseum München, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Bonner Kinemathek und unterstützt von der Bundesstadt Bonn, der Film- und Medienstiftung NRW und der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien (BKM).