Die Jurybegründung zum Ad-Hoc-Preis 2012

Die Jury hat sich angesichts der rundum hervorragenden Leistungen dazu entschlossen, den vom Beethovenfest Bonn ausgelobten „Ad-hoc-Preis“ für die beste musikalische Begleitung eines Stummfilms bei den Internationalen Stummfilmtagen Bonn 2012 zu teilen.

Die Jury vergibt den 1. Preis in Höhe von 1500 Euro an Stephen Horne für seine musikalische Begleitung zum Film „SCHIENEN“. Dieser Film lebt weniger von einer dramatisch verwickelten Handlung, sondern wirkt mehr durch die feinfühlige Schilderung der Psyche der Figuren und durch die facettenreichen Stimmungen. Lange Einstellungen und Großaufnahmen finden ihre adäquate Entsprechung in einer beeindruckenden klanglichen Umsetzung von atmosphärischen Klanglandschaften. Stephen Horne schafft es, szenenübergreifend weite musikalische Bögen zu gestalten. Seine zarten und leisen Töne, die bis ins Geräuschhafte reichen, die er im Wechsel und gleichzeitig auf Klavier, Flöte und Akkordeon erzeugt, unterstreichen oder kontrastieren die Bilder und verleihen ihnen eine erweiterte Dimension. Dabei scheut er auch nicht davor zurück, die Musik ganz zurückzunehmen und die Bilder für sich sprechen zu lassen.

Einen 2. Preis in Höhe von 500 Euro vergibt die Jury an Günter A. Buchwald für die Gesamtleistung bei den von ihm begleiteten Filmen. Günter A. Buchwald stellte seine Vielseitigkeit unter Beweis, die vom verwickelten japanischen Drama (DER HELD VON TOKYO) und experimentellen Kurzfilm (EIN TAG IN 100 JAHREN) über den amerikanischen Western (DREI EHRLICHE BANDITEN, zusammen mit Neil Brand) bis hin zum klamaukhaften Buster Keaton-Film (DER MANN MIT DEN 1000 BRÄUTEN) reicht. Auf seinen drei Instrumenten Klavier, Violine und Viola zeigte Buchwald neben hohem technischen Können eine bestechende stilistische Vielfalt und breite musikalische Kenntnis, was seine Filmbegleitungen zu abwechslungsreichen, vielschichtigen und immer wieder überraschenden Erlebnissen werden ließ. Darüber hinaus beeindruckte Günter A. Buchwald mit Eigensinn und Kreativität, die besonders die Musiken zum Western (DREI EHRLICHE BANDITEN) und zum  Kurzfilm (EIN TAG IN 100 JAHREN) durch überraschende Zusatzeffekte bereicherten und zu begeisternden Stummfilmerlebnissen machten.

Die Jury dankt ferner Joachim Bärenz (Klavier), Richard Siedhoff (Klavier), Neil Brand (Klavier), Christian Roderburg und Anja Wegmann (Schlagzeug) sowie Viola von Loewis of Menar und Norbert Alich als Filmerzählern für die abwechslungsreichen Beiträge, die die Auswahl eines Preisträgers nicht einfach gemacht haben.