Stummfilm-Biografie mit symphonischer Uraufführung begeistert Publikum
Wenn Wiener über Beethoven sprechen, wird das in Bonn sehr genau beobachtet. Das war dem Leiter des Filmarchivs Austria und Restaurator der Filmbiografie „Beethoven – der große Einsame“, Dr. Nikolaus Wostry, sehr bewusst. Er umging in seinem Grußwort anlässlich der symphonischen Filmpräsentation diplomatische Spannungen und zielte direkt darauf ab, dass der große Komponist niemandem gehöre und in erster Linie Weltbürger war. Damit griff er auch die Botschaft der Ausstellung „Beethoven. Welt. Bürger. Musik.“ der Bundeskunsthalle auf, zu deren Rahmenprogramm die Film- und Orchesteraufführung des Fördervereins Filmkultur Bonn e.V. gehörte.
Dass die Kategoriebezeichnung Stummfilm irreführend ist, wie Wostry ausführte, konnten die über 400 Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung selbst erfahren. „Beethoven – der große Einsame “ war nicht stumm – obwohl der Film über keine Tonspur verfügt. Die kongeniale Komposition zur Vertonung des Films, erschaffen von Stummfilmmusik-Profi Richard Siedhoff, lieferte die fehlende Dimension: „Ich habe mich entschieden, nicht für Beethoven zu komponieren. Das hat er selber wunderbar getan.“ Stattdessen hat Siedhoff Auszüge aus mehr als 50 Werken Beethovens passend zum Film neu arrangiert und instrumentiert, so dass am Ende aus Orchesterwerken Filmmusik wurde.
Das brillante Metropolis Orchester Berlin, das Sigrid Limprecht und Franziska Kremser-Klinkertz vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. für die Veranstaltung gewinnen konnte, hat die Siedhoffsche Komposition präzise, lebendig und eindrucksvoll interpretiert. Das Orchester, das 2017 gegründet wurde, hat die Stummfilmmusik in Berlin neu belebt und auch dem Bonner Publikum vorgeführt, wie Musik dem Film Sprache geben kann.
Das Publikum goutierte die gelungene Uraufführung mit anhaltendem Applaus. Der einzige, der am Ende unglücklich blieb, war „Beethoven – der große Einsame“.