Austern, Raubtiere und viel Neues zu entdecken – die 32. Internationalen Bonner Stummfilmtage

Bonn, 30. Mai 2016. Vom 11. bis 21. August 2016 veranstaltet der Förderverein Filmkultur Bonn e.V. zum 32. Mal die Internationalen Bonner Stummfilmtage. Open Air werden im Arkadenhof der Universität Bonn restaurierte Stummfilme aus Filmarchiven in der ganzen Welt mit live-musikalischer Begleitung gezeigt.

Das von Stefan Drößler, Gründungsmitglied des Festivals und langjähriger Leiter des Münchner Filmmuseums, kuratierte Programm bietet dem Publikum über die beliebten Stummfilmklassiker hinaus wieder vielschichtige Einblicke in das filmische Erbe. So gilt es, im August in Bonn eine ganze Reihe wenig bekannter Filme zu entdecken oder aber einen neuen Blick auf frisch restaurierte Werke zu werfen, die erstmals wieder in ihren Originalfassungen zu erleben sind.

Die amerikanische Komödie aus dem Jahr 1919, mit der am 11. August die Stummfilmtage eröffnet werden, trägt nach ihrem Hauptdarsteller Douglas Fairbanks den deutschen Titel FAIRBANKS IST VERRÜCKT und erzählt mit originellen Trickszenen und schrägen Kniffen, die zur Entstehungszeit auch die Surrealisten beeindruckten, von einem Psychiater, der einen psychisch stabilen Mann in den Wahnsinn zu treiben sucht.

Zu den weiteren Höhepunkten in der Filmauswahl zählen unter anderem der erste Spielfilm Jean Grémillons MALDONE über einen gleichnamigen Wanderarbeiter, der sich in eine junge Zigeunerin verliebt und zwischen seiner bürgerlichen Existenz und der tiefen Sehnsucht nach Freiheit zerrissen ist, oder der frühe britische Trickfilm DER LUFTKRIEG DER ZUKUNFT, der hellsichtig den Ersten Weltkrieg vorwegnimmt und von der Angst vor Angriffen mit Luftschiffen handelt. Ein komisches Highlight verspricht Charles Bowers’ Kurzfilm CHARLY TUT WAS ER KANN über die Erfindung eines vollautomatischen Restaurants zu werden, in dem Austern, Erbsen und Karotten tragende Rolle spielen. Als klassische Meisterwerke gelten DAS SCHLAFENDE PARIS von René Clair, der bei den Stummfilmtagen allerdings in der frisch restaurierten, um viele schöne Details reicheren Urfassung präsentiert wird, und Carl Junghans’ Film SO IST DAS LEBEN, in den im Restaurationsprozess einige von der Zensur geschnittene Szenen mit der berühmten Tänzerin Valeska Gert wieder eingefügt wurden. Die neue Fassung wird nach der Uraufführung beim Festival in Karlsbad in Bonn zum zweiten Mal gezeigt.

An den Sonntagnachmittagen finden im LVR-LandesMuseum Bonn wieder praxisnahe Vorträge und Vorführungen statt, die in diesem Jahr besonders stark mit dem Abendprogramm verzahnt sind. Der erste Nachmittag widmet sich neben Murnaus Frühwerk DER GANG IN DIE NACHT, das mit einer Audiodeskription für Blinde gezeigt wird, den Raubtierfilmen von John Hagenbeck, von denen einer – DIE WEISSE WÜSTE – auch im Arkadenhof zu erleben ist. Der zweite Teil des Rahmenprogramms befasst sich mit dem legendären Experimentalfilm FILM, den Alan Schneider 1965 nach einem Drehbuch von Samuel Beckett mit Buster Keaton als Hauptdarsteller realisierte, sowie dem dokumentarischen NOTFILM, in dem Filmemacher und Restaurator Ross Lipman dem Entstehungsprozess von FILM nachspürt. NOTFILM wurde im vergangenen Jahr auf internationalen Filmfestivals bejubelt, wird aber in Bonn Deutschlandpremiere feiern.

Wie in den Vorjahren ist der Eintritt zu allen abendlichen Filmvorführungen frei, Spenden sind allerdings erbeten, da sie unmittelbar zur Finanzierung des Festivals beitragen. Auch mit dem Kauf von Getränken aus dem vielfältigen Angebot im Arkadenhof können die Zuschauer den Fortbestand der Stummfilmtage unterstützen.

Das gesamte Programm der 32. Internationalen Stummfilmtage und alle weiteren Informationen zum Festival finden Sie demnächst hier.

Die 32. Internationalen Bonner Stummfilmtage werden veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. in Kooperation mit dem Filmmuseum München, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Bonner Kinemathek und dem LVR-LandesMuseum Bonn, mit Unterstützung der Bundesstadt Bonn, der Film- und Medienstiftung NRW und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.