Ad-Hoc-Preis für Stephen Horne und Günter A. Buchwald

Foto: Thilo Beu

Neuer Rekord: 27.000 Zuschauer bei den 28. Internationalen Stummfilmtagen

Bonn, 27. August 2012. „Im Kino gewesen. Geweint. Maßlose Unterhaltung.“ lautet ein vielzitierter Notizbucheintrag des Schriftstellers Franz Kafka. Wie sehr die Stummfilme, die Kafka und seine Zeitgenossen sahen, uns noch heute rühren und zum Lachen bringen, beweist der Erfolg der 28. Internationalen Stummfilmtage, die einen neuen Zuschauerrekord zu verzeichnen haben: 27.000 Stummfilmliebhaber fanden während der elf Tage ihren Weg in den Arkadenhof der Universität Bonn, wo 21 Filme aus zehn Ländern bei freiem Eintritt mit live-musikalischer Begleitung gezeigt wurden. Weitere 1.000 Zuschauer harrten an mehreren Abenden vor den Hoftoren aus, wenn diese aufgrund des großen Andrangs geschlossen werden mussten. So bildete sich am Samstag, während Marlene Dietrich vor ergriffenen 1.500 Zuschauern mit den GEFAHREN DER BRAUTZEIT kämpfte, jenseits der Tore eine Schlange von etwa 500 Buster Keaton-Fans, die wild entschlossen waren, beim Film DER MANN MIT DEN 1.000 BRÄUTEN noch einen Platz zu ergattern.

Bevor zum krönenden Abschluss des Festivals Sergej Eisensteins Meisterwerk OKTJABR – ZEHN TAGE, DIE DIE WELT ERSCHÜTTERTEN mit der furiosen Orchestermusik von Edmund Meisel vorgeführt wurde, verlieh die Fachjury aus Benjamin Hilger (Beethovenfest), Judith Nordbrock (KHM Köln) und Michael Jurich (Filmhaus Saarbrücken) im Arkadenhof den vom Beethovenfest Bonn ausgelobten „Ad-hoc-Preis“ für die beste live-musikalische Begleitung. Den Hauptpreis, der mit 1.500 € dotiert und einem Auftritt im Rahmenprogramm des Beethovenfestes am 13. September 2012 verbunden ist, erhielt Stephen Horne aus London für seine Begleitung des italienischen Films SCHIENEN. „Seine zarten und eisen Töne, die bis ins Geräuschhafte reichen, die er im Wechsel und gleichzeitig auf Klavier, Flöte und Akkordeon erzeugt, unterstreichen oder kontrastieren die Bilder und verleihen ihnen eine erweiterte Dimension.“, so die Jury. Den mit 500 € dotierten Sonderpreis verlieh die Jury an Günter A. Buchwald für seine Gesamtleistung während der 28. Internationalen Stummfilmtage. Er zeigte „eine bestechende stilistische Vielfalt und breite musikalische Kenntnis, was seine Filmbegleitungen zu abwechslungsreichen, vielschichtigen und immer wieder überraschenden Erlebnissen werden ließ.“

Das zweite Symposium im Rahmen des Bonner Sommerkinos, das in Kooperation mit dem Germanistischen Institut der Universität Bonn realisiert wurde, fand gleichermaßen Anklang bei Experten und Publikum; es wurde an beiden Tagen von jeweils 90 Hörern besucht. Zu den Vorträgen und Filmvorführungen des Rahmenprogramms von Stefan Drößler und Martin Girod kamen außerdem über 200 Zuschauer ins LVR-Landesmuseum. Zu allen Veranstaltungen strömten wie stets nicht nur Stummfilmfreunde aus Bonn und der Region, sondern reisten auch Fachbesucher der Filmbranche aus ganz Deutschland sowie aus Belgien, England, Frankreich, Großbritannien, Korea, Österreich, Schweden, der Schweiz, Taiwan, der Tschechischen Republik und den USA an.

„Über den sensationellen Erfolg der Stummfilmtage und die positive Resonanz von allen Seiten sind wir sehr froh und hoffen nun, dass sie ihren Niederschlag auch in den Entscheidungen finden werden, die unsere Förderer und Partner demnächst zu treffen haben. Denn um die Veranstaltung zukünftig auf demselben technischen und künstlerischen Niveau fortsetzen zu können, brauchen wir mehr Geld.“, so das Fazit von Geschäftsführerin Sigrid Limprecht.